Das gute Vorab: Das Wetter hat es am Samstag gut mit uns gemeint 🙂 Es war zwar heiß, aber die angekündigten Gewitter kamen nicht.

Somit stand einem erfolgreichen, vielfältigen und bunten Aktionstag auf einer der ansonsten meistbefahrenen Ausfallstraßen Berlins nichts mehr im Wege. Kurz vor 11 Uhr sperrte die Polizei wie abgesprochen alle Zufahrtswege und wir konnten auf den Versammlungsort, die Kreuzung zwischen Berliner Allee, Pistoriusstraße und Smetanastraße. Eine unheimliche Stille umgab uns. Die BVG hatte entgegen der Absprachen den Straßenbahnverkehr bereits ab 10 Uhr eingestellt, obwohl abgesprochen war, dass sie bis 12 Uhr im Schritt-Tempo noch passieren könne.

Nachdem alle Stände, die Bühne und die drei Gesprächskreise aufgebaut waren, ging es auch schon direkt los mit der Eingangsvorführung des Dokan-Sportclubs. Die Kindergruppe nahm die Kreuzungsmitte in Beschlag und eröffnete den Aktionstag mit einer etwa 10-minütigen Kampfkunstvorführung.

Kinder der Musikschule nach dem Auftritt.

Nach ein paar Eröffnungsworten zum thematischen Hintergrund unseres Aktionstages und unseren Forderungen übergaben wir die Bühne dann an die Kinder der Musikschule KlangSinn aus der Goyastraße. Mit Piano, Klarinette und Gitarre erfreuten die Schüler*innen die Zuschauer mit thematisch passenden Stücken.

Um 13:40 – mit ein paar Minuten Verspätung starteten dann die ersten drei Gesprächsrunden. Die Bühne verstummte und die Besucher*innen konnten rund um die drei Teppiche auf Bänken Platz nehmen und zu den Themen „Fahrradfreundliches Weißensee“, „Weißensee blüht auf“ oder „Tempo 30 und KFZ-Reduzierung für mehr Sicherheit und Lebensqualität“ mit den geladenen Politiker*innen und Expert*innen ins Gespräch kommen. Mit steigenden Temperaturen entwickelten sich hier mitunter auch hitzige Gespräche.

Unsere im Vorfeld des Aktionstages publizierten fünf Bausteine für die Verkehrswende Nord-Ost trafen hier auf die Konzepte und Ideen der geladenen Fachleute und Politiker*innen und die Meinungen der Anwohner*innen.

Tempo 30 und Verkehrsreduzierung – ein kontroverser Gespräcshkreis. Mit Harald Moritz (Grüne), Jurik Stiller (Die Linke), Vollrad Kuhn (Stadtrat, Grüne) und Gudrun Holtz (BUND)

Unsere Forderung nach einer Reduzierung des KFZ-Verkehrs und einer Herabstufung der Klassifizierung der Straße, nach einem Neubau mit nur einer KFZ-Spur je Richtung, einem durchgehendem eigenem Gleisbett für die Straßenbahn sowie dem durchgängigen Bau von (meist) geschützten Radwegen trafen auf großes Interesse und vielfache Zustimmung, aber wurden auch gerade von den Politiker*innen kontrovers diskutiert.

Vielen Anwohner*innen lag dabei vor allem das Komponistenviertel am Herzen. Wie können wir es verhindern, dass der KFZ-Verkehr sich bei Stau durch die Wohngebiete schlängelt?

Unterdessen konnten sich die kleinsten Gäste an den vielfältigen Kinderangeboten erfreuen. Vom Riesen-Jenga und Riesen-Mikado, über den Bastelwettbewerb und Kreide-Malen bis hin zum Tretfahrrad zur Seifenblasenproduktion gab es zahlreiche Möglichkeiten, sich die Straße zu erobern.

Die Erwachsenen konnten die trockenen Kehlen mit einem Smoothy aus dem Fahrrad-Betriebenen Mixer oder gekühlten Softdrinks befeuchten, Kuchen am Stand von Confettibrause erwerben oder sich einfach bei den geretteten Lebensmitteln von foodsharing bedienen. Unsere Stadtgrün-Aktivist*innen starteten zudem nun die Begrünung von drei Baumscheiben rund um den Veranstaltungsort. Gewerbetreibende „Pat*innen“ wollen sich über den Sommer um die Beete kümmern und sie regelmäßig mit ausreichend Wasser versorgen.

Selfmade.

Am Stand des Lastenrad-Verleihrings fLotte des ADFC Berlin konnte Besucher*innen und Passant*innen zudem Probefahrten mit verschiedenen Lastenrad-Typen machen. Eine Gruppe richtete eine symbolische Appartement-Wohnung auf der Fläche eines durchschnittlichen Autoparkplatzes ein und warb für mehr Flächengerechtigkeit in der Stadt.

Um kurz nach 14:30 Uhr begann die zweite Runde des Bühnenprogramms. Alma Maja Ernst brachte uns geistreich witzige Poetry auf die Bühne und Koma Karamfil unterhielten mit Widerstandsliedern. Redebeiträge von VCD und der Initiative zum Erhalt des Malchower Luchs und gegen den Bau der Umgehungsstraße für Malchow ergänzten das Programm.

Alma Maja begeistert mit geistreicher Poetry.

Am Stand des Heimatvereins Weißensee gab es zudem eine Ausstellung zur Geschichte Weißensees und der Berliner Allee sowie viel historisches Material zu betrachten und kompetente Informationen aus erster Hand. Auch das Klimaschutzprojekt Prima Klima in Weißensee und unsere Aktionstag-Initiative sowie die Ini Malchower Luch und der ADFC informierten an ihren Ständen.

Mit etwas Verspätung gingen wir dann über zur zweiten Runde der Gesprächskreise. Erneut fanden sich interessierte Anwohner*innen, Expert*innen und Politiker*innen ein und diskutierten diesmal zu den Themen „Kinder- und Elternfreundliche Allee“, „ÖPNV“ und „wie wir Bürger*innen-Interessen in die Planung einbringen können“. Besonders um die Frage der Kinderfreundlichkeit gab es kontroverse Diskussionen. Kann die Berliner Allee verbessert werden?

Conrad Kürzdörfer (Mobilitätsbeauftragter Pankow) und Birgit Lehmann (Anlage Blankenburg) diskutieren über ihre Erfahrungen mit Bürger*innenprotesten.

Die geladenen Expert*innen und die Aktionstag-Ini meint: Jawoll, das kann und muss passieren. Die Politiker*innen vertraten unterschiedliche Positionen. Wir bleiben dran!

In der letzten Stunde stand nun Gloria Blau auf der Bühne, bevor die Gewinnenden des Malwettbewerbs ausgerufen wurden und der Tag bei Musik der Band Ivy Antón den Ausklang fand.

Um 19:00 Uhr war die Straße pünktlich wie abgesprochen wieder frei. Ab 18:30 Uhr hätte der Tram-Verkehr wieder starten können. Doch die BVG hatte zuvor einseitig entschieden, erst wieder um 22 Uhr den Verkehr aufzunehmen. Schade, denn wir wollten, dass die Menschen Samstagabend wieder ungehindert mit ihrer Tram direkt zum Alexanderplatz fahren können.